18 Mai Alles wie gehabt
Ich wohne wieder in der Stadt. Nach rot blühenden Jahren im Bauernhaus, trinke ich wieder schwarzen Kaffee in der Stadt. Es war am Ende ein überraschend überstürztes Wegziehen, Zusammenpacken, Weggehen, Zusammenraffen, Wegschmeissen – aus, vorbei! Es ist verstörend einfach hier. Verdreckte Luft, zum Aufatmen, Einatmen, Durchatmen. Geräusche, Gesichter, Gerüche, Zerknittertes und Glattes – alles wie gehabt. Selbst das Quartier, vertraut seit Jahrzehnten, gearbeitet, gelesen in den Bibliotheken, gegessen schon damals in den gleichen Restaurants, den gleichen Stühlen – alles wie gehabt. Es war ein Versuch, ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Und wunderbarem Anfang. Gescheitert? Gebeugt? Geknickt und gekrochen? Nur das Haus gewechselt? Die Strassenseite auch. Den Geschmack und das Grüssen verwirrt verwechselt, das Nicken, die Kleidung, die Schuhe leise vertauscht, nicht wieder erkannt, bei Tag nicht, nicht bei Nacht. Es war keine Absicht.